Rubrik: Menschen bei Oberland MV

Unsere DH-Studentin Catharina Westermayer beispielweise besticht durch Talent, Teamfähigkeit und Bodenhaftung - beruflich wie privat.

 

Wenn am Sonntag, 31. Januar, ab 10 Uhr der SV Fenken (bei Schlier) um den Aufstieg in die erste Bundesliga der Luftgewehr-Sportschützen kämpft, dann ist auch eine Bad Wurzacherin mittendrin: Catharina Westermayer hat einen Stammplatz im Fenkener Team.

 

Ihr Trainer Michael Klein lobt seinen 19-jährigen Schützling: „Catharina ist eine sehr schnelle Schützin, was für uns den Vorteil hat, dass sie den Gegner unter Druck setzt.“ 50Minuten hat ein Schütze in der Liga Zeit für 40 Schuss auf die zehn Meter entfernte Zielscheibe. Die Bad Wurzacherin verlässt in aller Regel nach 20 bis 25 Minuten den Schießstand. „Und Catharina ist eine ganz Coole“, ergänzt Klein, „die ungewöhnlicherweise im Ligamodus weit weniger aufgeregt ist als in Einzelwettkämpfen.“

 

Nicht die Lieblingsdisziplin

Ungewöhnlich bei Catharina Westermayer ist auch, dass das Luftgewehr nicht ihre Lieblingsdisziplin ist. Viel lieber steht sie mit dem Kleinkalibergewehr (KK) am Schießstand – und feiert damit auch im Einzelwettkampf große Erfolge. Im vergangenen Jahr war sie bei den Deutschen Meisterschaften gleich in drei KK-Disziplinen unter den besten Zehn zu finden: Luftgewehr stehend, Dreistellungskampf (kniend, liegend, stehend) und 60 Schuss (liegend). Ihr großes Ziel für dieses Jahr: ein Podestplatz bei den „Deutschen“ im Dreistellungskampf.

 

Beim Ferienprogramm entdeckt

Außerhalb der Bundesliga tritt Westermayer dabei für ihren Heimatverein TSG Bad Wurzach an. Bei ihm entdeckte sie auch ihr Talent – und zwar beim Ferienprogramm der Stadt. 2008 war das, und danach ging es schnell Richtung deutsche Spitze. Zunächst immer dienstags bei Franz Loritz im Jugendtraining führte sie ihr Weg bald ins Talentzentrum nach Bad Waldsee, und schon 2011 gehörte sie zum württembergischen Landeskader, seit 2012 trainiert sie am Landesleistungszentrum.

Ein- oder zweimal im Monat nimmt sie die zweistündige Fahrt dorthin auf sich – früher gefahren von den Eltern, heute in Fahrgemeinschaft mit Markus Abt aus Amtzell und Sarah Brauchle aus Haidgau. Die Mühe zahlte sich aus: 2014 schoss die Wurzacherin sogar fürs Jugendnationalteam. „Talent, Ehrgeiz und Disziplin“, sagt Catharina Westermayer auf ihre Stärken angesprochen und schiebt bescheiden hinterher: „Man muss auch das Glück haben, zur richtigen Zeit am richtigen Ort den richtigen Leuten zu begegnen.“

 

Aufstieg kein Muss

Mit diesem Wissen geht die 19-Jährige auch den bevorstehenden Aufstiegskampf an. Zumal der Aufstieg kein Muss ist, eher das Gegenteil ist der Fall. „Die erste Liga käme für unsere mit gerade mal 21,5 Jahren im Schnitt sehr junge Mannschaft zu früh“, sagt Fenkens Trainer Michael Klein. In zwei Jahren, so hofft Klein, werde sein Team soweit sein, in der ersten Liga bestehen zu können.

Dass der SV Fenken bereits jetzt Meister der zweiten Liga Südwest wurde, hatte alle überrascht. „Das hat sich erst am letzten Wettkampftag entschieden“, erinnert sich Westermayer, „wäre der schlecht für uns gelaufen, hätten wir sogar absteigen können.“ Absteigen zurück in die Württembergliga, aus der das Team ein Jahr zuvor aufgestiegen war.

 

Bayern sind Favoriten

Am Sonntag am Schießstand im Landesleistungszentrum Pforzheim werden die Fenkener als Südwest-Zweitligameister auf den Vizemeister ihrer Gruppe, den SV Ebhausen, sowie auf die bayerischen Teams Eichenlaub Saltendorf (Meister Gruppe Süd) und SV Niederlautenbach (Zweiter Süd) treffen. Die Bayern seien klar favorisiert, sagt Klein, „jeder von ihnen schießt im Schnitt 20 Ringe mehr als wir“.

„Ich lass das auf mich zukommen“, sagt Catharina Westermayer. Sie werde ihr Bestes geben, „was der Gegner macht, kann ich eh nicht beeinflussen. Und manchmal entscheidet auch einfach das Glück.“ Da klingt ein gehöriges Stück Bodenhaftung durch, das sich auch in ihrem Leben abseits des Sports bemerkbar macht.

Nach ihrem Abschluss am Technischen Gymnasium in Leutkirch begann sie ein duales BWL-Industriestudium bei Oberland M+V in ihrer Heimatstadt. Derzeit läuft die Theoriephase an der Hochschule in Ravensburg. Im September 2018 will sie ihren Bachelor of Arts als Betriebswirtin in der Tasche haben – und dann in der Region bleiben: „Hier ist es schön.“

 

Auch musikalisch talentiert

Und hier findet sie auch Gelegenheit, ihr zweites großes Hobby neben dem Schießsport auszuüben: die Musik. Die 19-Jährige spielt zu Hause Klavier und Saxofon in der Bad Wurzacher Stadtkapelle. Letzteres sei ein hervorragender Ausgleich zum Schießen, der grundsätzlich ja ein Einzelsport ist, sagt sie: „Da geht es um etwas Gemeinschaftliches.“